Die Insel Ponza aus: www.villaersilia.it







Thomas von Capua - ein Freund Hermann von Salzas


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil VIII

Am 10. November 1229 erteilt Papst Gregor IX. dem Kardinalpriester Thomas von s. Sabina Vollmacht, Kaiser Friedrich II. und andre gemäß dem ihm überlieferten Entwurf zu absolvieren, das heißt vom Kirchenbann zu lösen. Mit einem Brief vom 11. November 1229 lädt der Papst den Kaiser zur Rückkehr in den Schoß der Kirche ein und weist ihn auf die Ratschläge des Kardinalpriesters Thomas von S. Sabina hin. Damit begannen die Verhandlungen zum Frieden von San Germano, die fast 10 Monate andauerten. Mit dem Kardinalpriester Thomas von S. Sabina war ein guter Bekannter des Deutschordensmeisters Hermann von Salza vom Papst mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe betraut worden. Beide kannten sich seit Jahren. Tommaso del Veskovo da Capua, kurz Thomas von Capua genannt, war schon unter dem Papst Innozenz III. Kanzler der päpstlichen Kanzlei, bevor ihn Innozenz III. kurz vor seinem Tode, im Jahre 1216, zum Kardinalpriester von S. Sabina erhob. Wie Hermann von Salza war Thomas von Capua um einen friedlichen Ausgleich zwischen den beiden großen universellen Mächten der Christenheit bemüht. Das muss im November 1229 auch Papst Gregor so gesehen haben. Dass das damalige Verhältnis zwischen Papst und Kaiser nur Konfrontation war, hatte sich ja besonders im September 1227gezeigt, wo Gregor den Abbruch des Kreuzzuges wegen Erkrankung des Kaisers mit dessen Bannung bestrafte. Das ging dann soweit, dass im Frühjahr 1229 der Aufenthalt des Kaisers in Palästina zum Einfall der päpstlichen Schlüsselsoldaten in das Königreich Sizilien genutzt wurde. Dabei hatte der Papst sich jedoch überschätzt. Dem Kaiser gelang es nach seiner Rückkehr sehr schnell, die meisten seiner Gebiete wieder zurück zu erobern. Und das tat er mit aller Konsequenz, wobei er sicher nur ungern dem Ratschlag auch Hermann von Salzas folgte, die Grenzen des Kirchenstaates zu akzeptieren. Diese Politik zwang jedoch den Papst zum Umdenken und so begann, wie eingangs schon erwähnt, ein Verhandlungsmarathon im wahrsten Sinne des Wortes. Im Teil 27 der im "Heimatboten Bad Langensalza" veröffentlichten Beiträge wird darauf genauer eingegangen. In den Briefen Thomas von Capuas aus dieser Zeit, die in "Die Aktenstücke zum Frieden von S. Germano" von Karl Hampe 1926 übersetzt und veröffentlicht wurden, wird schnell deutlich, welchen Anstrengungen die Verhandlungsführer beider Seiten ausgesetzt waren. In einem Brief zwischen dem 11. und 27. November 1229 schreibt der Kardinal Thomas von Capua befreundeten Kardinälen, seine Bemühungen, für die Anhänger der Kirche Sicherung zu erlangen, seien durch den Einfall Bertholds von Uerslingen in kirchliches Gebiet in Frage gestellt; er habe gleichwohl beschlossen nach Tivoli weiterzureisen, um dort den Kardinalpriester Johann Colonna um Rat zu fragen und der Kardinäle Willensmeinung abzuwarten. Wenige Tage später schreibt er dem Papst Gregor IX., dass Berthold von Uerslingen auf Vorstellungen des Erzbischofs von Reggio abgezogen, übersendet ihm einen auf der Reise von Rieti nach Tivoli erhaltenen Brief des Deutschordensmeisters und erbittet Weisung, ob der Zwischenfall Bertholds an dem Friedenswerk etwas ändern solle. - Die Verhandlungen müssen ausgesetzt worden sein, denn Thomas von Capua bittet im Dezember 1229 Papst Gregor IX., seinem Amte und seinen Worten entsprechend für den Frieden zu wirken. Er weist auf eine durch die Bedeutung der Aussteller für den Frieden wichtige Urkunde und auf friedensfeindliche Bestrebungen von Geistlichen hin. In einem weiteren Schreiben verspricht er dem Papst, sich seinem Aufschubgebote zu fügen, bittet ihn aber, zu verhüten, dass er als Wortbrüchiger erscheine. - Daraus kann man ersehen, dass er auch dem Papst gegenüber von seiner Mission überzeugt war. - Ende Dezember schreibt Thomas befreundeten Kardinälen, dass das Mißtrauen des friedlichen Kaisers gegen die Ehrlichkeit der Absichten des Papstes durch Berichte von der Kurie und aus Rom genährt werde. - Thomas von Capua hat danach S. Germano, den Aufenthaltsort des Kaisers verlassen. - Ihn muss die eingetretene Situation sehr mitgenommen haben, denn Ende Januar 1231 bittet er den Papst, "die allzu schwere Bürde des Legatenamtes stärkeren Schultern anzuvertrauen oder ihm wenigstens einen Helfer beizuordnen". Anfang Februar 1230 bittet er die befreundeten Kardinäle, "ihm beim Papste für die Fastenzeit einen Urlaubsaufenthalt auf der Insel Ponza zu erwirken". Aus dem erhofften Urlaub war nichts geworden. Mitte Februar schreibt Thomas sichtlich verärgert, "dass der Kaiser beim Beginn der Verhandlungen durch rasches Anerbieten der Absolution zu hinreichenden Entgegenkommen hinsichtlich des Friedens hätte gebracht werden können, dass ihn aber das Warten der Kurie auf eine Antwort der Lombarden mit Misstrauen erfüllt habe. Nachdem endlich zur Beseitigung der Verzögerung, für die die Formfragen der Absolution den Vorwand boten, der Erzbischof Lando von Reggio und der Deutschordensmeister Hermann von Salza an die Kurie zurückgekehrt seien, fühlt er sich überflüssig, in seinem Ansehen als Unterhändler beeinträchtigt und bittet um andre Verwendung". Ende Februar wendet er sich nochmals an den Papst und fleht diesen an, "sich darüber schlüssig zu machen, ob Frieden oder Krieg Gott und Menschen wohltätiger sei". Trotzdem scheint der Druck auf ihn immer größer geworden zu sein. Im März beruft er sich deshalb gegen die ihm an der Kurie gemachten Vorwürfe darauf, dass seine Ankläger selbst ihn ausgesandt, dass er nur den Frieden erstrebt habe, und verlangt, wegen dieser Schuld zur Untersuchung gezogen zu werden. Er bittet außerdem den Papst, ihn zurückzurufen, damit er nach notwendiger Erholung gegebenenfalls neu ausgesandt werden könne. Trotz aller sich zeigenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Thomas von Capua und dem Papst, hielt dieser an ihm fest. Gregor stellte ihm einen zweiten Kardinal zur Seite, Kardinalbischof Johannes Halgrin von Sabina, der dann mit Thomas von Capua gemeinsam den Frieden von S. Germano vorbereitete. Auch in den nächsten Jahren war er einer der wichtigsten päpstlichen Diplomaten. Gestorben ist er am 22. August 1243. Wenige Wochen vor seinem Tode fand das Konklave von 1243 statt, auf dem der Genuese Sinibaldo Kardinal Fieschi zum Papst Innozenz IV. gewählt wurde. Thomas von Capua hat an vier Konklaven teilgenommen und fünf Päpsten gedient.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1.Oktober 2006


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